Montag, 18. August 2008

Wow - da bewegt sich ein Mamut!

Heute gelesen:

Ab die Post per Handy

Seit letztem Freitag kann man in Deutschland seine Briefmarke per Handy bestellen. Und so gehts gemäss der Deutschen Post:
Der Briefeschreiber schickt ein SMS mit dem Wort «Brief» oder «Karte» an die Nummer 22122. Innerhalb von Sekunden erhält man einen zwölfstelligen Code. Diesen schreibt man auf den Brief und schon ist die Sendung frankiert.

Die Kosten werden direkt über das Handy des Inhabers abgerechnet. Die Deutsche Post testet diesen Service in Zusammenarbeit mit den Netzanbietern T-Mobile und Vodafone.

Das ist echt ein Knaller. Wenn man bedenkt wieviel CO2 da eingespart werden kann!? Nicht nur der Wegfall des Briefmarkendrucks, sondern auch der Gang an die nächste Poststelle, resp. Briefmarkenautomat fällt weg. Dem Erfinder und vorallem den Produktmanagern, die das durchgezogen haben, gebühren ein Umweltpreis.

Mittwoch, 13. August 2008

Von der Okkupation des Internets durch globale Unternehmen, Teil 1

Trendthema: Aneignung des Webs durch private Grossunternehmen am Beispiel von Apple Computer mit dem iPod, iTunes und iPhone.

Die These ist, dass dank Erkenntnissen des „Web 2.0“ eine Entwicklung eingesetzt hat, Claims zu erkennen, sie abzustecken, in Besitz zu nehmen und bis auf die Zähne bewaffnet zu verteidigen.

Dieser Tage wurden erste Zahlen von Apple gestreut. (Gestreut deshalb, weil Negativmeldungen über die Unzuverlässigkeit des Services die Runde machten). Es geht darum, wie viel Umsatz Apple mit dem sog. „App Store“ (der Service eben) auf dem iPhone generiert.

Mit dem „App Store“ bietet Apple iPhone-Benutzern die Möglichkeit an, Software auf das iPhone herunter zu laden, um die Funktionalität des neusten Computers zu erweitern – darum, um einen Computer und um nichts anderes handelt es sich beim iPhone – telefonieren ist bloss noch ein nettes AdOne.

Hier die Meldung von Kleinreport (gekürzt):

Apple scheffelt Umsatz mit iPhone-Programmen

Apple rechnet bei den neuen Zusatzprogrammen für sein iPhone-Handy bald mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Dollar pro Jahr. Seit dem Start der Software-Angebote über den App Store vor einem Monat seien mehr als 60 Millionen Programme heruntergeladen worden. Zu den von Drittanbietern entwickelten Programmen zählen Spiele, GPS-Anwendungen und Kommunikations-Tools.

Im Schnitt habe Apple bislang pro Tag etwa eine Million Dollar mit den Downloads eingenommen. Das US-Unternehmen behält von den Umsätzen 30 Prozent, die Entwickler bekommen 70 Prozent.

Der Grossteil der meist kleinen Software-Anwendungen ist zudem kostenlos. Mittlerweile gibt es im App Store auf Apples iTunes-Plattform bereits Hunderte von Anwendungen. Mit den Programmen will Apple das iPhone als mobile Computer-Plattform etablieren und den Verkauf der Geräte fördern.

Geschichtlicher Zusammenhang. Die Mobilefunker betreiben seit 2000 sog. Mobile Portale. Das von der Swisscom heisst „Vodafone live“. Dieses ist identisch mit dem „App Store“. Man achte auf die Namensgebung. Bereits bei ITunes hat Apple darauf verzichtet, sich an die gängigen Namings zu halten. iTunes ist technische gesehen eigentlich ein Internet-Browser wie der Internet Explorer, Firefox oder Safari, nur dass man damit „nur“ auf das Apple Angebot stösst und nicht frei surfen kann. Bereits iTunes stellte ein sog. proprietäres Umfeld dar, das als solches weder wahrgenommen und wenn, dann nicht als Trend erkannt wurde. Nun erweiterte Apple mit dem iPhone ihr Wirkungsfeld auf die Mobilität aus.

Die letzten Marktzahlen aus der Schweiz stammen von diesem Sommer aus der Media Trend Analyse. Daraus ist ersichtlich, dass im Jahr 2007 für rund 300 Mio. Franken Inhalte für das Handy gekauft wurden. Das sind wie bei „App Store“ Spiele, Programme, Musik und Bilder. Aber bei den Schweizer Angeboten handelt es sich vor allem um pornografische Inhalte von Drittanbietern, denen die Mobilfunker den Zugang zum Mobilen Internet gewähren, ähnlich wie wir das vom Internet her kennen. Nur „sahnen“ hier die Mobilefunker Swisscom, Orange und Sunrise mit ab. Statt wie Apple nehmen diese bis 60% der erzielten Einkünfte. Dabei bedenke man, dass diese im Gegensatz zu jenen von Apple zusätzliche Kosten verursachen. Welcher Anteil an den 300 Mio. die Mobilen Portale haben, ist nicht bekannt. Ich weiss nur, dass die internen Kosten bei Swisscom nicht über die Einkünfte aus der Bereitstellung dieser Inhalte gedeckt werden können.

Das führt zum nächsten Punkt, den Apple neu möglich gemacht hat. Dank dem Deal mit Orange und Swisscom gibt es Pauschalpreispläne. So kann man zu einem Fixpreis grosse Datenmengen auf das iPhone übertragen lassen. (Bei Orange kostet 1 Gigabyte 19 Franken pro Monat, für jedes weitere MB bezahlt man dann 15 Franken.) Wer dasselbe mit nicht Apple iPhone tut, bezahlt nach wie vor 10 Franken für 1 MB Datendownload, was ein unglaublicher Mehrpreis bedeuten kann. Man rechne.

Zurück zum Trend der Aneignung von natürlichen Ressourcen durch private Inhaltanbieter. Man bedenke. Im Gegensatz zum Internet funktioniert das Mobile Internet über knappe und limitierte und darum stark regulierte Funkfrequenzen. Da Web 2.0 als eines der wesentlichen Ziele die Mobilisierung des Internet propagiert, wird um diese knappen natürlichen Ressourcen ein Verteilkampf einsetzen. Apple hat seit seinem Bestehen (1977) immer Trends früher umgesetzt als andere. Nun auch in diesem Fall.

Während etwa Time Warner als eines der grössten Medienunternehmen der Welt daran gegangen ist ihren Internetprovider AOL (man erinnere sich: AOL war einst vor dem Knall der Internetbubble im Jahre 2000 so stark, dass sie Time Warner kaufen konnte, so dass das Gebilde eine zeitlang AOL Time Warner hiess) zu zerteilen, um die Überbleibsel als Häppchen besser am Markt verkaufen zu können, mutiert Apple Computer langsam aber stetig zum digitalen Medienunternehmen mit monopolartigen Schwerpunkten im Musikvertrieb, in der Radiodistribution, im Filmvertrieb und nun auch im Mobilen Markt mit Kommunikationstool und Spielen.

Spiele sind inzwischen ein grösserer Wirtschaftsfaktor als die ganze Hollywood-Produktion. Längst ist es so, dass zuerst Spiele auf den Markt kommen und dann hängt sich Hollywood dran und produziert den Film dazu. Noch vor 5 Jahren war das genau umgekehrt. Man rechnet damit, dass bald Sony ihrem PSP die Telefon-Funktonalität beifügt, so dass Apple Sony als Mitbewerber in diesem Marktfeld gegenüber stehen wird.

Gehen wir nun davon aus, dass es entscheidend ist, wer nicht das grösste und beste Angebot hat, sondern wer längerfristig den Kunden an sich bindet und binden kann, hat Apple heute nach meiner Einschätzung sechs bis 15 Monate, vielleicht bis 24 Monate Vorsprung. Entsteht ein Duopol wie wir das von CocaCola und PepsiCola her kennen, dann wird Apple den Markt dominieren und Sony ihn flankieren. Nehmen wir noch Google dazu, werden wir ein Triumphirat erleben, das den Medienkonsum der Massen kontrollieren wird. Sony ist ja bereits schon lange nicht nur ein Computer-Lieferant, sondern mit Sony Picture und Sony Music ein Mediengigant. Google ist daran Microsoft auch im Software-Bereich zu bedrängen. Medial gesehen schöpft Google zum eigenen Nutzen schon lange den Medien- und vor allem den Werbemarkt ab und wird hier noch viel Flurschaden anrichten.

Zusammengefasst könnte man also heute bereist sagen, dass Apple, Google und Sony die westlichen Medienmärkte dominieren wird. Mit Sicherheit werden diese drei wenn nicht traditionelle Medienhäuser aufkaufen und wenn nicht, so doch be- und verdrängen. Diese drei Unternehmen sehe ich als die medialen Globalisierungsgewinner, die unzufälligerweise alle drei nicht von Europa aus gesteuert werden. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass es in Zukunft keinen Hintertupfinger Landbote geben wird. Mehr als der Namen verspricht wird er aber kaum noch bieten können. So natürlich auch entsprechende Radiostationen, von Regionalfernsehen gar nicht zu reden.

Das Problem letztlich ist dann gar nicht mehr die Kostenfrage, sondern nur noch der Zeithaushalt. Man kann einfach gar nicht mehr anders als sich mit den grossen Leuchttürmen zu beschäftigen, unter deren Strahlen die gutmütigen Signalfeuer kaum noch wahrzunehmen sind.